Cat Stevens und der liebe Gott - Zum Gottesdienst am 16.11.2025 in Güdingen


Als erstes fällt mir eine Langspielplatte aus dem Jahre 1970 ein. Tea for the Tilleman, Tee für den Steuermann heißt sie. Vorn auf dem Deckel ist eine bunte

Zeichnung. Da sitzt ein liebevoller Vater an einem Tisch, trinkt, nein genießt im Morgenlicht eine gut zubereitete Tasse Tee. Er lächelt zufrieden. Ringsum ist

eine herrliche Gartenlandschaft. Zwei Jungs, vielleicht seine Söhne, toben ausgelassen um einen Baum rum. Der eine, mit blondem Haarschopf, genauso lä-

chelnd wie er, springt gleich von ganz oben aus der Krone, hat keine Angst. Mit dem Vater, diesem Steuermann da vorne, da traue ich mich das.

 

Als das Akkordeon von Werner Michely klang, zu Beginn des Gottesdienstes, hatte ich das gleiche Urvertrauen wie diese Kinder. Vielleicht handelt die Zeichnung ja vom lieben Gott? Zu Werners Akkordeon sagt man ja auch Schifferklavier. Ich sprang also nicht wie die Kinder vom Ast, setzte innerlich eher die Segel, folgte einem inneren Kurs, sah neue Ufer.

In dem Song „Father and Son“ geraten Vater und Sohn in einen Richtungsstreit. Wo soll die Reise im Leben hingehen? Oskar Himmer verkörpert die beiden mit seinem Gesang, auf seine ureigene Weise, in einer Person. Als der Schlagzeuger Ralf Umlauf den Takt für den Gesang des im Mainstream bleibenden Vater vorgibt, dessen „ gründe erst mal eine Familie“ unterstützt, dreht der Sohn, wie ein Hip-Hopper der 90er Jahre, seine Mütze einfach mal auf dem Kopf rum. Eine Oktave höher und lautstark singt der, dass es Zeit wäre, seinen eigenen Weg zu gehen, sein eigener Steuer oder Tillermann zu sein.

 

Cat Stevens hat die Welt für sich in vieler Hinsicht ausgelotet. Sein Findungsprozess als Künstler und Mensch zu beschreiben, führt wohl in alle

Glaubenswinkel dieser Welt. Es waren oft Grenzerfahrungen. Entscheidend ist, dass er in Gott seinen Retter, ja seinen Lebensretter sah. Wärme, Geborgenheit, vielleicht den inneren Frieden, die in seiner gezeichneten Fantasiewelt

herrschen, fand er im Islam. Er hieß fortan Yussuf Islam, hing sogar erstmal seine Musikerkarriere an den Nagel. Und er verstieg sich ins absurde, akzeptierte islamistische Mordpläne an dem Schriftsteller Salman Rushdie.

 

Wie passt so etwas aber zu einem Sänger, der solche Lieder wie Morning has

broken singt? Ich höre noch die Eingangsakkorde, die Bernadette Karl auf

dem Klavier in der Kirche spielte. Vielleicht wurde ihm woanders dabei auch

klar, dass das Licht überall so wie am allerersten Morgen aufgeht und auch so

empfunden werden kann? Das mit Gott immer etwas neu beginnt. Ihm begegnet er auch, folgt man der Predigt von Pfarrer Christian Bauer, in jedem anderen Menschen. Also auch in Salman Rushdie. Wie heißen also die, denen ich die Pest an den Hals wünsche? Die Liebe ist halt stärker als Hass und Tod.

Heute gilt Yussuf jedenfalls als prominenter Mittler zwischen dem Islam und anderen Religionen,

 

Alles fängt immer bei jeder und jedem einzelnen an. So betritt Stefan Krüger erstmal alleine und nur mit seiner Gitarre ein Abteil des „Peace Train“. Er fängt erst mal alleine an dieses Lied zu spielen. Mit seinem Instrument, seiner Gitarre, nur aus Holz gemacht, wird die kleine Kirche dann mit einem Schlag sehr weit. Und mit seiner Grifffolge, beginnt er zu erzählen, dass draußen am Rande der Stadt ein Friedenszug fährt. Jesus, mein Tillermann, ist glaub ich auch mit dabei. Oskar stimmt ein, dann wir alle. „ Komm, oh Friedenszug, und nimm dieses Land mit dir mit. Bring mich wieder nach Hause“ So ist es für mich stimmig, like the first morning.

 

Frank Schumann




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